Von Stefan Aeschbacher September 11, 2025
Software ist der Treiber für alle Hardware, ohne Software keine Hardware. Von da her sind wir der Meinung, dass Software genau so wie andere Themen in die Kreislaufwirtschaft integriert werden muss. Ein Ansatz in der Kreislaufwirtschaft ist das 9R-Framework. Die 9R-Logik umfasst neun Strategien, um Ressourcen effizienter zu nutzen: Refuse, Rethink, Reduce, Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture, Repurpose, Recycle. Was ursprünglich für physische Produkte entwickelt wurde, lässt sich mit etwas Umdenken auch sehr gut auf Software anwenden.
Je früher Nachhaltigkeitsüberlegungen ins Projekt einfliessen, desto wirksamer können sie umgesetzt werden. Bereits in der Bedarfsanalyse oder Konzeption lassen sich die 9R-Prinzipien gezielt einbringen, etwa bei der Entscheidung, ob eine neue Funktionalität überhaupt notwendig ist (Refuse), welche Architektur am ressourcenschonendsten ist (Reduce), oder ob bestehende Komponenten wiederverwendet werden können (Reuse).
Diese Überlegungen fliessen anschliessend in die Beschaffungsstrategie und die Ausschreibungsunterlagen ein. Die 9R-Kriterien werden dort konkret abgebildet, zum Beispiel in Form von Anforderungen an die Energieeffizienz, Wartbarkeit, Modularität oder Updatefähigkeit der Lösung. So entsteht ein roter Faden von der Idee bis zur Umsetzung, mit messbarer Wirkung auf Nachhaltigkeit und Lebensdauer der gesamten IT-Infrastruktur.
Hier einige Beispiele:
Refuse – Vermeiden
Verzichten Sie auf unnötige Software, die Systeme belastet oder redundante Funktionen erfüllt. Nicht jede Aufgabe braucht eine neue App – oft reichen bestehende Tools oder einfache Skripte.
Rethink – Neu denken
Denken Sie in Nutzungsmodellen statt Besitz. Open-Source-Software, Software-as-a-Service (SaaS) oder modulare Anwendungen können Ressourcen schonen – besonders wenn sie schlank und skalierbar sind.
Reduce – Reduzieren
Optimierte Software braucht weniger Rechenleistung und damit weniger leistungsstarke (und energiehungrige) Hardware. Weniger Code, weniger Abhängigkeiten, weniger Overhead – das senkt den Ressourcenverbrauch und verlängert die Lebensdauer von Geräten.
Reuse – Wiederverwenden
Bestehende Komponenten, Libraries oder ganze Module können in neuen Projekten weiterverwendet werden. So wird Entwicklungsaufwand gespart und die Umweltbelastung reduziert, da keine neue Infrastruktur aufgebaut werden muss.
Repair – Reparieren
Auch Software kann „repariert“ werden: Fehlerbehebung, Weiterentwicklung oder Anpassung an neue Systeme verlängern ihre Nutzungsdauer. Wegwerfsoftware, die nach wenigen Jahren ersetzt werden muss, widerspricht klar dem Kreislaufgedanken.
Refurbish / Remanufacture – Aufbereiten
Alte Anwendungen lassen sich modernisieren, z. B. durch Refactoring, Migration in die Cloud oder die Ablösung einzelner Module. So bleiben Funktion und Wert erhalten, ohne alles neu zu entwickeln.
Repurpose – Umnutzen
Eine Anwendung, die für einen bestimmten Zweck gebaut wurde, kann manchmal mit wenigen Anpassungen auch für einen anderen Einsatzbereich genutzt werden – etwa ein internes Tool, das als externes Kundenportal dient.
Recycle / Recover – Wiederverwerten
Auch Software-Projekte können „recycelt“ werden: Datenstrukturen, Konzepte, Designs oder Codefragmente lassen sich in neuen Projekten weiterverwenden. Und bei Projektabschlüssen kann Wissen dokumentiert und archiviert werden, damit es nicht verloren geht.
Fazit
Die 9R-Methode eignet sich nicht nur für Geräte, sie hilft auch dabei, die Auswirkungen von Software auf die Hardware gesamtheitlich zu betrachten. Nachhaltige Softwareentwicklung bedeutet, ressourcenschonend zu denken, bestehende Lösungen weiterzuverwenden und unnötige Belastungen zu vermeiden.
Wer Software nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft gestaltet, verlängert indirekt die Lebensdauer von Hardware, spart Energie und Ressourcen – und schafft langlebigere, zukunftsfähige IT-Lösungen.